Neue Perspektiven auf die Kinder- und Jugendliteratur(-szene).
Trubelige Verteilung der Spaziergangssackerl. (Sponsored by Tyrolia Verlag).
Hoch hinauf und tief hinunter führten die unterschiedlichen Stationen des literarischen Spaziergangs, in dessen Rahmen Bücher der Empfehlungsliste des Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises 2017 variantenreich präsentiert wurden.
An zum Teil öffentlich nicht zugänglichen Orten fanden Buchpräsentationen, Lesungen, Werkstattgespräche und ein Kaffeekränzchen mit Buchstart-Bühnen statt.
Rund 70 Spaziergänger_innen beteiligten sich am literarischen Nachmittagsprogramm. Für die vielen zurückgelegten (Höhen-) Meter und für das hohe Maß an Aufmerksamkeit wurden Spaziergangssackerl mit vitalisierender Verpflegung zur Verfügung gestellt. Der Reiseproviant wurde vom Tyrolia Verlag gesponsert und trug den sicherlich immer zutreffenden Aufdruck im tiefsten Tirolerisch: "Es keat oanfach viel mehr glesn".
Alexander Pommer und Bettina Kraemer sorgten mit Taschenlampen für Gruselstimmung.
Eine Gruppe des "Literarischen Spaziergangs" musste gleich zu Beginn erhöhte Nervenstärke aufbringen. Die nichts-ahnenden Teilnehmer_innen wurden in das zweite Unter-geschoß des Curhauses am Stephansplatz geführt.
An diesem Ort, wo die Sonne nie scheint und die Ziegelgewölbe noch Spinnennetze tragen, wurde aus Kenneth Oppels Roman "Das Nest" (Dressler) gelesen.
Der Thrill der Erzählung steigerte sich ins Unermessliche, als das Licht ausgeschaltet, die Taschenlampen unter das Kinn gehalten und die Djembé (von Heidi Lexe höchstpersönlich) angeschlagen wurde.
Drei Stockwerke über der Gruseleinheit fand zeitgleich ein kollegiales Gespräch zwischen zwei Autoren statt, die sich schon lange kennen und die nicht nur eine Freundschaft, sondern auch berufliche Wurzeln verbinden: Hubert Gaisbauer gründete im Jahr 1984 die Ö1-Sendereihe "Menschenbilder", die von Heinz Janisch redaktionell gestaltet wird.
In der Curhausgalerie, wo zeitgenössische Kunst und historische Architektur zusammenkommen, sprachen die Autoren über Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihrer Bücher, die sich beide auf der Empfehlungsliste des Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises 2017 befinden:
Hubert Gaisbauer: Ein Brief für die Welt. Ill. Leonora Leilt. Tyrolia und Heinz Janisch/Lisbeth Zwerger: Geschichten aus der Bibel. NordSüd Verlag. Unter den Zuhörer_innen befand sich auch Leonora Leitl, die vor fast einem Jahr >>>in der STUBE von ihrer illustratorischen Arbeit am Buch berichtet hatte.
Heinz Janisch und Hubert Gaisbauer im Gespräch.
Quer über den Stephansplatz spazierten jene, die gerade von Bibelgeschichten und Enzyklika gehört hatten, zu einem der imposantesten Treppenhäuser, das die Stadt Wien zu bieten hat. Die Prunktreppe am Stock-im-Eisen-Platz 3 wurde als Bühne adaptiert und von der Jury des Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises eindrucksvoll performativ bespielt.
Die gleichzeitig luftig und marmor-schwer wirkende Architektur des Prachtbaus stellte eine anregende Referenzfolie für die vorgetragenen Texte dar. Die Jurymitglieder rezitierten und interpretierten aus Bette Westera und Sylvia Weves Buch "Überall und Nirgends" (Susanna Rieder Verlag), das sich den Themen Tod und Trauer auf lyrische Weise annähert.
Zuhörer_innen sprachen im Anschluss von "einer bühnenreifen Darbietung", zogen Vergleiche mit Burgtheater-inszenierungen und hielten fest, das Taschentücher gezückt wurden.
Mitglieder der Jury des Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises lesen aus "Überall und Nirgends".
Genau auf der gegenüberliegenden Seite des Stephansdoms wurde kurzerhand die Tyrolia Buchhandlung für eine exklusive Lesung von der Öffentlichkeit abgeschottet. Werner Riedmüller und Hemma Biedermann verstellten den Eingangsbereich, sodass Heidi Lexe in Ruhe mit Elisabeth Steinkellner und Michaela Weiss über das prämierte Buch "die Nacht der Falter und ich" (Tyrolia Verlag) sprechen konnten.
Die Illustratorin Michaela Weiss hatte Originale dabei, die mit aller Sorgfalt präsentiert wurden. Elisabeth Steinkellner las Gedichte als auch Prosatexte aus diesem besonderen Buch, das Lyrik an Jugendliche adressiert.
Elisabeth von Leon, Michaela Weiss, Katrin Feiner, Heidi Lexe, Elisabeth Steinkellner, Johannes Reimer. (v.l.n.r.)
Dr. Katja Brandes, Leiterin der Kunstvermittlung des Dommuseums Wien.
Es ging vorwärts in Richtung Wollzeile und aufwärts in Richtung Dachgeschoß. Denn während eine Gruppe in den ersten Stock des sich noch im Umbau befindlichen Dommuseums geführt wurde, begaben sich die anderen Teilnehmer_innen in die über den Dächern Wiens gelegene Mensa der Erzdiözese Wien. Doch alles der Reihe nach.
Katja Brandes, Leiterin der Kunstvermittlung des Dommuseums Wien, machte das Unmögliche möglich. Sie öffnete die Türen zu den Ausstellungsräumen des Museums, dessen offizielle Eröffnung erst in einigen Monaten ansteht. Katja Brandes berichtete von der Geschichte des Dommuseums, von der Neugestaltung sowie der musealen Konzeption des Ausstellungsraumes und führte kurz in die architektonischen Maßnahmen ein.
Die besondere Wirkung eines Museums ohne Kunst sorgte für die ideale Grundstimmung, um sich auf kunstvolle Bilderbuchillustration einzulassen. Und weiße Wände eignen sich dazu, Illustrationen dank Bildprojektion viel Raum zur Verfügung zu stellen. Exklusiv für diesen Anlass gestaltete das STUBE-Team "Das Morkel-Lexikon" mit dessen Hilfe Stian Holes "Morkels Alphabet" (Hanser) analysiert und interpretiert wurde. Verschriftlichte Beiträge zu den zentralen Begriffen "Alphabet", "Botschaft", "Flügel" und "Himmel" bildeten die Grundlage für eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit dem Buch. Vorgetragen wurden die Texte von Teilnehmer_innen des "Literarischen Spaziergangs", die sich spontan und äußerst gewissenhaft auf die kontrapunktische Bild-Text-Verbindung einließen.
Caroline Roeder las aus "Morkels-Lexikon": F wie Flügel.
Christof Trimmel und
Christoph Braunstein sind zusammen Double-C.
Ein Kaffekränzchen auf Augenhöhe mit der "Pummerin" (größte Glocke Österreichs) ist an sich schon eine Attraktion. Die besondere Note steuerten allerdings Christoph Braunstein und Christof Trimmel bei. Sie untermalten Andreas Steinhöfels Kinderbuch "Wenn mein Mond deine Sonne wäre" (Carlsen) mit Musik und untermauerten nach ihrem >>>ersten Auftritt im Jänner diesen Jahres, dass es nur eine Band gibt, die für den besonderen KJL-spezifischen Sound sorgt: Double-C.
Zur wunderbar charmanten Erzählstimme des Autors auf CD standen vier Buchstart-Bühnen bereit, an denen Nele Palmtags Illustrationen synchron zur Erzählung präsentiert wurden. Für diese Performance wurden extra drei Buchstart-Bühnen-Expert_innen aus Salzburg engagiert:
Reinhard Ehgartner, Cornelia Gstöttinger und Elisabeth Zehetmayer sorgten mit dem STUBE-Team für ein einmaliges Hörbucherlebnis vor atemberaubendem Ausblick.
Peter Rinnerthaler liest im stockdunklen Dach des Stephansdoms.
Der sprichwörtlich "krönende Abschluss" des Spaziergangs rund um den Dom führte die Spaziergänger_innen auf den topographischen Höhepunkt des Nachmittags: das Dachgestühl des Stephansdoms, wo Klaus Brenner, Chef der Domführer_innen, einen interessanten Blick hinter die Kulissen der Dombaugeschichte- und der architektonischen Raffinessen gab.
Auch am Ende wurde es nochmal dunkel, als Peter Rinnerthaler passend zu diesem "dystopischen" Ort aus dem neuen Roman der Preisträgerin Anna Woltz las. In "Hundert Stunden Nacht" (Carlsen) sieht sich Ich-Erzählerin und Ausreißerin Emilia in New York von einem alles zerstörenden Wirbelsturm bedroht. Das leise Knarren des riesigen Dachbodens sorgte für die ideale Stimmung, nach einem idealen "literarischen Spaziergang".
Klaus Brenner im Dachgestühl des Stephansdoms.