Fernkurstagung 2012 - Würzburg
Flussgras & Florfliege
Die STUBE hat sich dieser Herausforderung gestellt und den Vielsaft-Trank zum Motto für die 2. große Fernkurs-Tagung
(>>> Bericht zur Tagung in Strobl) gemacht.
Unter dem – an die Ingredienzien angelehnten – Titel
"Flussgras & Florfliege" wurde von 7. bis 9. September 2012 in Würzburg Wandel und Verwandlung (in) der Kinder- und Jugendliteratur untersucht.
Im Laufe der Tagung wurden zahlreiche Metamorphosen betrachtet und bisweilen sogar ausprobiert: von Harry Potter zu Gregory Goyle, vom Mann zum Wolf, von der begeisterten Erstleserin zum leseabstinenten Teenager, vom blutrünstigen zum glitzernden Vampir, vom phantastischen Roman zur Horrorliteratur, von Grimms Märchen zum Hollywoodfilm ...
Wandel, Verwandlung, Zwischenraum, Übergang, Transformation und Veränderung wurden dabei in alle erdenkliche Bezüge gestellt: So waren (phantastische) Motive ebenso Thema wie gattungstheoretische und stoffgeschichtliche Aspekte und Fragen der Lesesozialisation.
Neben dem bewährten assoziativen Einstieg durch das Team der STUBE, das es sich nicht nehmen ließ, den Vielsaft-Trank im Selbstexperiment zu erproben und zu dokumentieren (siehe oben), wurde diesmal unter dem Titel "STUBE-Freitag on Tour" dem Wunsch vieler deutscher Fernkurs-Teilnehmer*innen entsprochen, die STUBE-Mitarbeiter*innen selbst in Aktion zu erleben.
So galt es in einem ersten Teil in einem Vampir-Quiz zu bestehen. Neben den zahlreichen (Buch-)Preisen, zur Verfügung gestellt von den Verlagen Ravensburger, Beltz & Gelberg, cbj und Carlsen lockte dabei auch das Interview mit einem echten Vampirologen: Oliver Hepp und das Team der STUBE stellten den Vampir in seinen unterschiedlichsten Daseinsformen und Schwundstufen vor.
Am zweiten Teil dieses Nachmittags wurden schaurig-schöne literarische Schmankerln präsentiert. Anhand spezifischer Beispiele (wie dem Spukhaus, dem Golem, den Selkies oder Schneewittchen) wurde dargestellt, wie sich Märchen, Mythen, Stoffe und Motive im Laufe der Literatur- und Mediengeschichte verändern und wie sich das in der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur widerspiegelt und wiederfinden lässt.
Einar Turkowski und Nina Blazon
Für die besonderen Momente der Tagung sorgten einmal mehr die Begegnungen mit den eingeladenen Künstler*innen:
Die Autorin Marlene Röder las aus ihrem Kurzgeschichtenband "Melvin, mein Hund und die russischen Gurken" (Ravensburger 2011) und ihrem neuen (noch unveröffentlichten) Projekt und sprach im eingebetteten Werkstattgespräch mit Kathrin Wexberg unter anderem über die Erprobung unterschiedlicher literarischer Formen, den Zombie als Metapher und die Variation von Erzählperspektiven in ihrem Werk.
Der Illustrator und Autor Einar Turkowski beantwortete Heidi Lexe und Peter Rinnerthaler nicht nur bereitwillig Fragen zum (illustrativen) Wechselspiel aus Akribie und Zufall – "clean desk and sick mind"? – sondern las auch exklusiv aus seinem neuen Bilderbuch "Der Rauhe Berg" (Atlantis 2012). Besonders interessant waren die in der anschließenden Diskussion vorgebrachten verschiedenen Lesarten, die seine Bücher zulassen und die Einar Turkowski mit zahlreichen Details in seinen Bildwelten unterstützt.
In der Stunde zwischen Hund und Wolf gab die Autorin Nina Blazon Einblicke in ihre umfassende Recherchearbeit und las aus den literarischen Ergebnissen "Wolfszeit" (Ravensburger 2012) und "Totenbraut" (Ravensburger 2009). Dabei wurden der Vampir- und Werwolftrend ordentlich gegen den Strich gebürstet und der Bogen zum vorangehenden Vampirquiz geschlossen. Nachhaltig in Erinnerung geblieben sind Nina Blazons Ausführungen über die vielfältigen Schreiberfahrungen, die ihr die Arbeit an einerseits phantastischen andererseits historischen Texten ermöglicht.
Irene Pieper, Gundel Mattenklott, Marco Prestel und Uwe Schwagmeier (im Uhrzeigersinn)
Wesentlicher Bestandteil jeder STUBE-Tagung sind die Vorträge namhafter Wissenschaftler*innen – auch diesmal boten spezifische Fragestellungen eine literaturwissenschaftliche Annäherung an das Thema:
Irene Pieper, Professorin für Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik an der Universität Hildesheim und Leiterin des dortigen Lese- und Schreibzentrums, nahm die Verwandlungen in der Lesebiografie in den Blick und deckte damit eine literaturdidaktische Perspektive auf das Thema ab.
Einen poetologischen Zugang wählte Gundel Mattenklott, Professorin für Musisch-Ästhetische Erziehung an der Universität der Künste in Berlin und Autorin maßgeblicher Untersuchungen im Bereich
der KJL. Unter dem Titel "Zwischenräume" stellte sie anhand expliziter kinderliterarischer Beispiele das Moment der Transition und damit verbundene Begrifflichkeiten vor.
Marco Prestel von der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg untersuchte am folgenden Tag (Gattungs-)Hybriden der kinder- und jugendliterarischen Phantastik und leitete mit seinem Vortrag über zu einem ganz konkreten Beispiel der Verwandlung: Lykanthropologe und Literaturwissenschaftler Uwe Schwagmeier von der Universität Oldenburg erzählte abschließend mittels zahlreicher medialer Beispiele und theoretischer Bezüge von Hose und Metamorphose des Werwolfs.
Wie gewohnt werden auch diesmal die Vorträge der Tagung von der STUBE als Tagungsbericht herausgegeben. Die bereits jetzt verfügbaren Materialien zu den Vorträgen finden Sie >>> hier.
Impressionen vom Tagungsort drinnen... und draußen.
Die STUBE dankt ihren Kooperationspartner*innen herzlich:
KBA - Fachstelle für Katholische Büchereiarbeit der Diözese Würzburg
Borromäusverein e.V.
Verlag Ravensburger
Verlag Beltz & Gelberg
Verlag cbj