Studientagung Aufbaukurs Kinder- und Jugendliteratur 2014
Bunte Vielfalt war auf dieser Tagung wortwörtlich gefragt: Abstimmung mit Farbkarten.
Was Gérard Genette und Lucky Luke gemeinsam haben? Sie passen beide gut auf ein Plakat ... Oben: Gisela Everts.
Michael Roher beim Illustrieren, Elisabeth Steinkellner (und Ida) beim Lesen.
Der unsichtbare Freund auf dem Töpfchen der Seejungfrau ist ein Drache. Oder eine Maus. Oder so ähnlich.
Mit viel Begeisterung und verschiedensten Medien – von Powerpoint über Kamishibai (ein kleines japanisches Papiertheater) bis hin zum Schauspiel – präsentierten 33 Teilnehmer*innen aus dem Aufbaukurs des Fernkurses Kinder- und Jugendliteratur (ein Zungenbrecher, dem sich Heidi Lexe bei der Diplomverleihung 33-mal mit Bravour stellte) von 4. bis 6. September 2014 ihre Projekte.
Ziel des Aufbaukurses war es, den Absolvent*innen des Fernkurses Kinder- und Jugendliteratur eine Möglichkeit zu bieten, sich von Oktober 2013 bis September 2014 intensiv und unter ständiger Betreuung der STUBE mit einem Thema aus dem Forschungsbereich der Kinder- und Jugendliteratur auseinanderzusetzen.
Vorgestellt wurden die Ergebnisse dieser Arbeit nicht nur den Mitabsolvent*innen, sondern auch einer Prüfungskommission unter dem Vorsitz der Fernkurs-Herausgeberinnen Heidi Lexe und Kathrin Wexberg sowie halbtäglich wechselnden Expert*innen aus dem Bereich der Kinder- und Jugendliteratur. Ein großes Dankeschön geht hierbei an Ernst Seibert, Gründer und langjähriger Leiter der Österreichischen Gesellschaft für KJL-Forschung (OeGKJLF), Sonja Loidl, Mitarbeiterin am Institut für Germanistik der Universität Wien, Franz Lettner, Chefredakteur von „1000 und 1 Buch“, Henrike Blum, Presse- und Literaturagentin, Katrin Feiner, Lektorin im Tyrolia Verlag und Andrea Kromoser, Kolumnistin und Workshopleiterin.
Mitwirkende der Prüfungskommission von links nach rechts:
Ernst Seibert, Andrea Kromoser, Sonja Loidl
Thematisiert wurde (fast) alles, was zwischen Buchdeckeln zu finden ist – die Rolle der Maus ebenso wie die des Drachen, Darstellungen vom Meer und Darstellungen vom Aufs-Töpfchen-Gehen, Wimmelbücher ebenso wie Graphic Novels.
Einen Schwerpunkt bildeten Vorträge über Lesevermittlung und pädagogische Arbeit mit Büchern, die nicht nur von recherchierten Inhalten, sondern vor allem von der persönlichen Erfahrung zahlreicher Teilnehmer*innen lebten. Das Feld erwies sich als sehr weit – mit Vorträgen über Lesefreude und -frust, Leseförderung, traumapädagogischer Arbeit und den Möglichkeiten des Bilderbuches zur sozialen Interaktion.
Geschuldet dem Gedenkjahr 2014 war der Erste Weltkrieg ein weiteres zentrales Thema, dessen Darstellung in Jugendromanen, Graphic Novels und Sachbüchern analysiert wurde. Auch über Nationalsozialismus und die (kindliche) Faszination für Krieg gab es Spannendes zu hören – und im Anschluss zu diskutieren.
Dem Schrecken der Realität folgte das Böse in der Fiktion – die Schurken beliebter Jugendbuchreihen zeigten sich in 3 Vorträgen von ihrer diabolischen (einander oft sehr ähnlichen) Seite, bevor mit ihrer Bestrafung in verschiedenen Volksmärchen dann doch das Gute siegen durfte. Und wenn sie nicht gestorben sind …
… dann werden sie doch zumindest brutal verniedlicht. Diesem Problem sahen sich Seejungfrauen und Lucky Luke ausgesetzt, wie zwei weitere Vorträge aufzeigten – erstere durch das Christentum, das dem Meer seine Göttlichkeit und den Frauen ihre Verführungskraft nahm, letzterer durch die Angst der Verlage, ihre kindliche Kundschaft zu verlieren.
Über Figuren des Todes, Einsamkeit und Sehnsucht, Klassiker als Graphic Novels, religionsfreies Weihnachten und unsichtbare Freunde führte der Weg unaufhaltsam zum Ende – zur wohlverdienten feierlichen Verleihung der Diplome.
Das vollständige Tagungsprogramm, Impressionen der Vorträge sowie Handouts der Referate finden Sie >>> hier
Bilderbuch-State of the Art: Einige Vortragende sprachen mittels und über die Präsentationsform Kamishibai. Im Uhrzeigersinn: Eva Kniha, Wolfgang Moser, Anita Lehner und Verena Haider .
Im Anschluss daran gab es die große Belohnung: den Besuch von Michael Roher und Elisabeth Steinkellner. Das Künstler*innenduo, das nicht nur im Tagungspublikum viele Fans hat, beantwortete im Werkstattgespräch Fragen zu ihrer künstlerischen Entwicklung und las aus dem individuellen bzw. gemeinsamen Werk vor. So wurden u.a. „Oma, Huhn und Kümmelfritz“ oder „Wer fürchtet sich vorm lila Lachs?“ mit verteilten Rollen äußerst launig interpretiert: Als das siebte Greislein sich vor Wolf(gang) in den Uhrenkasten einschloss oder das Huhn seine Karatekünste anpries, blieb keine Auge trocken.
Ein weiteres Highlight des Abends war eine Adhoc-Illustration von Michael Roher: Er zeichnete das berühmte Huhn aus dem „Kümmelfritz“ – mit gewünschten Änderungen aus dem Publikum. Das exklusive „Tagungshuhn“ hatte schließlich eine Perlenkette, Ringelsocken, einen Irokesenhaarschnitt und eine runde Sonnenbrille – und fuhr Rollschuhe auf einem Trampolin. Ein wortwörtlich „Outstanding Artist“ also.
Das neueste Bilderbuch des ebenso brillanten wie charmanten Duos Steinkellner / Roher, „Pepe und Lolo“, ist seit August im Verlag Picus erhältlich.
Ermöglicht wurde der reibungslose Ablauf dieser Aufbaukurstagung nicht zuletzt durch den tatkräftigen Einsatz von Simone Weiss, die im September ein Praktikum in der STUBE absolviert.
Und wer jetzt Lust bekommen hat: Die >>> Anmeldung zum nächsten Fernkurs läuft noch bis Ende September - und sollte getätigt werden. Mindestens wegen der Empanadas. Die gab´s zum Abschluss bei der großen Sause.